Stellungnahme NGO-Koalition zur Revision des Nachrichtendienstgesetzes NDG

In der Revision des Nachrichtendienstgesetzes NDG sieht der Bundesrat eine massive Ausweitung der Überwachungsbefugnisse durch den Nachrichtendienst vor. In einer gemeinsamen Stellungnahme mit einer Koalition von NGOs wehrt sich AlgorithmWatch Schweiz dagegen und fordert, die Tätigkeiten des Nachrichtendienstes an seinen grundrechtlichen Schranken zu orientieren.

Stellungnahme der NGO-Koalition im Rahmen des Vernehmlassungsverfahrens Revision Nachrichtendienstgesetz NDG:

Die masslose Überwachung muss gestoppt werden!

Der Bundesrat will mit der Revision des NDG dem Nachrichtendienst des Bundes NDB neue, viel zu weitgehende Überwachungsbefugnisse ermöglichen. Dagegen wehrt sich eine Koalition von Schweizer Nichtregierungsorganisationen. Dass die schon bisher vom NDB missachtete Datenbearbeitungs-Schranke ausgeweitet und das Berufs-Geheimnis von Anwält*innen, medizinischem Personal und Medienschaffenden aufgeweicht werden sollen ist für die Koalition inakzeptabel.

Mit dem Bundesgesetz über Massnahmen zur Wahrung der inneren Sicherheit (altBWIS Art. 3 Abs. 1, heute Art. 5 Abs. 5 NDG) erliess der Gesetzgeber als Folge des Fichenskandals unmissverständlich eine Bearbeitungsschranke ­– zum Schutze der Ausübung politischer Rechte und politischer Meinungsbildung. Dank vieler Einsichtsgesuche sowie Berichten der Geschäftsprüfungsdelegation ist öffentlich bekannt, dass der NDB über Jahre hinweg wissentlich gegen die gesetzlich geltende Bearbeitungsschranke in Artikel 5 NDG verstossen und quasi flächendeckend die legale politische Betätigung von Einzelpersonen und NGO überwacht und gespeichert hat.

Dessen ungeachtet möchte der Bundesrat mit dieser Revision die Überwachungs-Kompetenzen des NDB wesentlich ausweiten, zulasten elementarer Grundrechte:

Zusammengefasst würde mit dieser Revision der NDB mehr Personenkategorien mittels mehr Überwachungsmethoden überwachen, und zwar unter erleichterten Bedingungen. Diese Revision ist einen Angriff in den schon ungenügenden Schutz, den durch das aktuelle Gesetz vorgesehen ist. Die NGO-Koalition verlangt, auf jede weitere Verschärfung des Geheimdienstgesetzes zu verzichten. Vielmehr muss – wie von verschiedener Seite immer wieder gefordert – die Tätigkeit des NDB seit Einführung des NDG 2017 genauer untersucht werden. Und es muss sichergestellt werden, dass sich der Geheimdienst künftig an seine bisherigen Schranken hält, anstatt ihm derart ausufernde neue Überwachungsmittel zuzugestehen.

Mitunterzeichnende der NGO-Koalition:

AlgorithmWatch Schweiz, Amnesty International (Schweizer Sektion), Chaos Computer Club, Demokratische Jurist*innen Bern, Demokratische Jurist*innen Schweiz, Digitale Gesellschaft, Frauen für den Frieden Schweiz, Greenpeace, grundrechte.ch, humanrights.ch, Operation Libero, pEp Stiftung, Public Eye, Solifonds, Schweizerische Arbeitsgemeinschaft der Jugendverbände SAJV, Solidarité sans frontières

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