Medienmitteilung

Künstliche Intelligenz kann diskriminieren: Breite Koalition fordert Bundesrat zum Handeln auf

In einem heute von AlgorithmWatch CH initiierten Appell ruft eine breite Koalition von prominenten Persönlichkeiten und Organisationen den Bundesrat dazu auf, Massnahmen zum Schutz vor Diskriminierung durch Algorithmen und Künstliche Intelligenz zu ergreifen. International haben Fälle solcher Diskriminierungen bereits für Schlagzeilen gesorgt.

Angela Müller
Dr. Angela Müller
Geschäftsleiterin AlgorithmWatch CH | Head of Policy & Advocacy
Estelle Pannatier
Policy & Advocacy Managerin

Wie Berichte etwa bei The Guardian, Reuters oder SRF belegen, kann der Einsatz von Algorithmen Menschen diskriminieren – sei es bei der Jobvergabe, im Sozialleistungsbereich oder durch stereotypisierte KI-Bilder. Um solche Fälle in der Schweiz möglichst zu verhindern, hat die zivilgesellschaftliche Organisation AlgorithmWatch CH einen Appell an den Bundesrat lanciert: KI-ohne-Diskriminierung.ch. Der Appell wird bereits von über 40 Organisationen und über 70 prominenten Erstunterzeichnenden unterstützt.

Angela Müller

«Der Schutz vor Diskriminierung braucht ein Update. Denn der Einsatz von Künstlicher Intelligenz kann Menschen aufgrund verschiedenster Eigenschaften diskriminieren. Der Bundesrat muss diese Herausforderung zu einer Priorität der kommenden Regulierungen rund um KI machen.»

Angela Müller, Geschäftsleiterin AlgorithmWatch CH

Der Appell steht ab heute in Form einer Petition allen Interessierten zur Unterzeichnung offen.

Zu den Erstunterzeichnenden des Appells zählen National- und Ständerät*innen der FDP, Mitte, EVP, GLP, SP und Grünen. Auch Professor*innen der Informatik, Rechtswissenschaft, Soziologie oder Philosophie verschiedener Schweizer Universitäten sowie Digital- und Diversity-Expert*innen haben sich dem Aufruf angeschlossen. Er wird zudem unterstützt von Organisationen, die sich für betroffene Gruppen einsetzen, wie etwa alliance F und Pro Juventute, Menschen- und Grundrechtsorganisationen wie Amnesty International Schweiz und Unser Recht sowie Konsument*innenschutzorganisationen und Gewerkschaften. Auch die Präsidentinnen der Eidgenössischen Kommissionen gegen Rassismus und für Frauenfragen haben den Appell in eigenem Namen unterzeichnet.

Frühere SRF-Moderatorin und Drag Queen spannen zusammen

Um für die Herausforderung diskriminierender Algorithmen zu sensibilisieren, lanciert AlgorithmWatch CH heute auch eine breite Kampagne zum Thema und veröffentlicht unter anderem ein Video mit Schweizer Persönlichkeiten: «Hast du zum Beispiel gewusst, dass Algorithmen Menschen allein aufgrund ihres Geschlechts diskriminieren?», fragt darin etwa Patrizia Laeri, Unternehmerin und frühere SRF-Moderatorin in die Kamera. Laeri führt aus, dass Personalabteilungen etwa KI-gestützte Recruitingsysteme nutzen könnten, die Lebensläufe von weiblichen Bewerberinnen automatisch schlechter bewerten, oder dass auf Social Media Stellenausschreibungen nach Gender-Stereotypen angezeigt werden können. Unter anderem die Drag Queen Mona Gamie, die Antirassismus-Expertin Anja Glover und das Inclusion Handicap Vorstandsmitglied Sébastien Kessler zeigen im Video auf, dass Algorithmen und KI aufgrund von vielen unterschiedlichen Merkmalen diskriminieren können.

Bundesrat entscheidet 2025 über den Umgang mit Künstlicher Intelligenz

Der Bundesrat hat beim UVEK eine Auslegeordnung zum Handlungsbedarf zu KI in Auftrag gegeben. Diese soll bis Ende Jahr vorliegen. Auf der Grundlage dieser Analyse will der Bundesrat 2025 Regulierungsvorlagen rund um KI in die Wege leiten.

Estelle Pannatier

«Die breite Unterstützung unseres Appells zeigt, dass der Schutz vor Diskriminierung durch Algorithmen und KI ein dringliches gesellschaftliches Anliegen ist. Nun ist der Bundesrat gefordert, die nötigen Massnahmen dafür zu ergreifen.»

Estelle Pannatier, Policy & Advocacy Managerin, AlgorithmWatch CH

Bereits letzten Herbst veröffentlichte AlgorithmWatch CH ein Positionspapier zum Thema. Die Arbeit der Organisation trägt nun Früchte. So wurden in der Sommersession im Nationalrat mit breiter parteiübergreifender Unterstützung zwei Motionen eingereicht, die den Schutz vor Diskriminierung durch Algorithmen und KI durch gesetzliche Massnahmen sowie durch verpflichtende Folgeabschätzungen stärken wollen. Der Druck auf den Bundesrat kommt also auch aus dem Parlament. Die Anerkennung des Handlungsbedarfs und damit verbundene Massnahmen zum Schutz vor Diskriminierung wären ein wichtiges Puzzleteil, um sicherzustellen, dass Algorithmen und KI allen Menschen tatsächlich zugutekommen, statt nur einigen wenigen.